Singvögel im Garten und Seevögel an der Nordseeküste fotografieren mit langen Brennweiten
Warum haben „Ornis“ (Ornithologen) immer die besten Vogelfotos?
Sie kennen sich am besten mit dieser Tierart aus.
Lese-Tipp:
„Fotografisches Gestalten mit langen Brennweiten“ in Ihrer Fotokursmappe.
Vögel sind klein, flink und scheu. Der Fotograf hat es schwer, nahe genug heranzukommen, um formatfüllende Fotos zu „schiessen“. Meist reicht die Brennweite nicht aus, oder das Licht reicht nicht für die dafür erforderliche Belichtungszeit.
Ein alter Richtwert aus Analog-Zeiten besagt, dass für scharfe Fotos aus der Hand die Belichtungszeit (die Zahl unter dem Komma) mindestens der Brennweite (der kleinbild-entsprechenden Brennweite in mm) entsprechen muss.
Je nach Situation hat der Fotograf mehrere Möglichkeiten:
Tiergerechtes Verhalten spart Brennweite: gedeckte Kleidung, in Deckung bleiben, schnelle, hektische Bewegungen vermeiden – und Geduld.
Das Tier-Verhalten genau beobachten und nutzen: Vögel haben ihre Gewohnheiten:
Seevögel zum Beispiel haben ihre Fress- und Rastplätze beiderseits der Deiche oder folgen dem Flutsaum.
Gartenvögel haben ihre Anflug- oder Ansitz-Plätze, auf die man fokussieren kann (Hilfsmittel: Fernauslöser, Steuerung vom I-Phone/SmartPhone, Lichtschranke).
Wenn die Brennweite nicht ausreicht, kann man Blickfang erzeugen, indem man den Lebensraum einbezieht und kleinen Vogel dort im Bild plaziert, wo er auffällt. Das ist meist nicht die Bildmitte (Bildaufbau nach den Regeln des Goldenen Schnitts).
Wat- und Wasservögel folgen bei ihrer Nahrungssuche dem Flutsaum: bei Ebbe sind sie weit draußen. Mit auflaufendem Wasser kommen sie – Lahnungsfeld für Lahnungsfeld – an den Strand zurück. Die beste Zeit ist, zwei bis drei Stunden vor Hochwasser in Position zu sein und geduldig auf die Watvögel zu warten (gedeckte Kleidung, kein Herumlaufen, ruhig sitzen und keine Silhouette gegen den hellen Horizont bilden).
Möwen und Seeschwalben tummeln sich in Hafenbecken, an Schleusen und Sieltoren von Prielen, wenn diese sich um den Gezeitenwechsel herum öffnen. Auf See tummeln sie sich im Fahrwasser von Krabbenkuttern, an Land folgen Möwen dem Landwirt beim Umpflügen der Felder.
Trotz Konzentration wird man mit nur einer Auslösung noch keinen Erfolg haben – eher vielleicht mit einer Serienschaltung, wobei die Kamera mehrere Aufnahmen in kurzer Folge macht. Viel üben und immer wieder auf den richtigen Moment konzentrieren schult das Auge und den reaktionsschnellen Umgang mit der Kamera.
Man kann nicht warten, bis die Bildgestaltung stimmt, sondern muss viele Aufnahmen „einsammeln“ und hinterher am Computer das oder die (wenigen) Foto(s) auswählen, bei denen „Ordnung herscht“. Diese Methode nenne ich „Bildgestaltung statistisch“.
Vorsicht und Distanz beim Fotografieren von Vögeln am Nest/Horst: man stört die Tiere sehr viel früher, als man ahnt. Bei Vestößen gegen Naturschutzgesetze kann man belangt werden.