Unsere Digitalkameras haben den besten Autofokus der Welt !
Schärfe im Foto ist also kein Thema – oder ?
Bei den Belichtungsübungen am letzten Fotokurs-Abend haben wir es – ungewollt, bewusst oder wider besseres Wissen – auch mit Unschärfen im Bild zu tun bekommen. Das hing mit der Belichtungszeit zusammen.
An den nächsten Fotokurs-Abenden wird das Gestalten mit Schärfe und Unschärfe unser Schwerpunkt-Tema sein.
Sonne und Neumond stehen in gleicher Richtung, wir haben Springflut. Das Abend-Hochwasser bringt die Seevögel an die Küste. Die großen Nonnengans-Schwärme werden hoffentlich noch nicht in ihre arktischen Brutgebiete abgeflogen sein. Die Rapsfelder stehen in voller Blüte, und die Windräder drehen sich vor blauem Himmel.
Ältere (Analog-) Objektive haben zum Einstellen der Schärfe noch einen markierten Einstellring (mit End-Anschlag beim „Unendlich“-Zeichen = der liegeden Acht); je näher das scharf einzstellende Objekt war, umso weiter musste der Fotograf die Einstell-Schnecke herausdrehen. Heute macht das unser Autofokus.
Absolute Schärfe gibt es aber nur in einer – mehr oder weniger eng begrenzten – Schärfe-Ebene. Die ist abhängig von der Blende und dem Abbildungsmaßstab, der wiederum von der Brennweite und dem Abstand zum Objekt abhängt (Fotokurs-Mappe, Fotografisches Gestalten mit langen Brennweiten).
Je kleiner die Blenden-Öffnung (= je größer die Blenden-Zahl), umso mehr wächste die Schärfe in die Tiefe: doppelte Blendenzahl = doppelte Schärfentiefe (ausprobieren, am besten mit Tele – da wird der Effekt deutlicher als mit einem Weitwinkelobjektiv).
Dieses optische Gesetz lässt sich in der Bildgestaltung anwenden: Selektive Schärfe nennt sich der Effekt (der Kontrast zwischen Schärfe und Unschärfe). Er ist umso deutlicher, je größer die Brennweite und je kleiner die Blendenzahl und je geringer der Abstand zum (scharf eingestellten) Objekt im Bild sind.
Je länger die Brennweite, umso größer ist die Gefahr, das Foto zu „verwackeln“; entscheidend ist hierbei die Belichtungszeit – wenn aus der Hand fotografiert wird oder Motive in Bewegung sind (die Rapsblüten im Wind, die Windräder und fliessendes Wasser). Mit solchen Wisch-Effekten lassen sich mit längeren Belichtungszeiten – vom Stativ oder „mit-ziehen“ aus der Hand ungewöhnliche, überraschende, spannende Fotos gestalten.